Pflegeausbildung digital
Wohl selten hat eine Berufsrichtung so viel Aufwertung und gesellschaftliche Anerkennung erfahren, wie die Pflege in Corona-Zeiten. „Systemrelevant“ ist das Zauberwort, das auch die Pflegeausbildung in den Fokus des allgemeinen Interesses rückt. Denn wie geht man verantwortungsvoll damit um, dass der praktische Teil der Ausbildung plötzlich mit erheblichen Risiken verbunden ist?
Neuer virtueller Schulalltag zum Schutz der Auszubildenden
An der Berufsfachschule für Pflege bei den Barmherzigen Brüdern Regensburg hat man auf die neue Situation frühzeitig reagiert: „Wir haben unsere Unterrichtskonzepte den neuen Begebenheiten angepasst und innerhalb kürzester Zeit die vorhandene Medienkompetenz der Lehrenden erweitert“, so Schulleiterin Marion Laupenmühlen-Schemm. Konkret heißt das: Der Unterricht wurde zum Schutz der Auszubildenden größtenteils digitalisiert, Präsenzunterricht findet nur unter strengen Auflagen statt.
Dieser neue virtuelle Schulalltag läuft seit Anfang April über verschiedene digitale Plattformen und Formate. „Man kann sich das vorstellen wie unterschiedliche Schulbücher oder Bibliotheken, die die Schüler nutzen können. Dabei hat jede Plattform ihre Vorzüge: Die eine beinhaltet einen breiten Wissenspool für alle pflegerelevanten Lernthemen, die nächste unterstützt Live Streaming von Unterricht und eine weitere die Nutzung interaktiver Arbeitsblätter“, erläutert die Leiterin der Personalentwicklung, Kristin Keitlinghaus, das neue Konzept. Neben den bereits bewährten hauseigenen Lerneinheiten und staatlich geförderten Versionen nutzen die Schüler dabei auch Videos, Selbsttests, arbeiten in virtuelle Gruppen oder lernen mit einem Lernquiz. Kurz: Die Krise macht kreativ und es möglich, nun auch spielerisch an die Wissensvermittlung heranzugehen. Außerdem fördert digitales Lernen die eigene Lernmotivation, das hat man an der Berufsfachschule bereits nach kurzer Zeit erkannt.
Positive Resonanz vonseiten der Schüler
Die Auszubildenden sind übrigens begeistert: „Es macht Spaß, damit zu lernen“, bestätigt Julia W. – und Deniz S. ergänzt: „Man könnte das Programm auch sicherlich neben dem Regulärunterricht nutzen, wenn die Krise einmal vorbei ist. Also zusätzlich für die Examensvorbereitung. Find‘s super!“ Auch die Lehrer sehen das ähnlich: „Der Erstaufwand war zwar groß, aber es ist schön die Schüler von einer anderen Seite kennenzulernen“, so Andrea Sattler. „Die Selbstverantwortlichkeit ist auf diesem Weg wesentlich höher, die Kommunikationswege funktionieren sehr gut und das Streusystem über die Klassensprecher hat sich bewährt.“
Die persönliche Verbindung zwischen Lehrern und Auszubildenden bleibt trotz der vielen Veränderungen: So haben alle Schüler jederzeit einen Ansprechpartner per Telefon oder Email. Außerdem wird die Extremsituation regelmäßig gemeinsam mit schulpsychologischer Unterstützung reflektiert, die jungen Menschen werden nicht allein gelassen. Und bei praktischen Unterrichtseinheiten gelten strenge Auflagen: Die Sicherheit steht immer an oberster Stelle.
Bewerbungen an die Berufsfachschule sind weiterhin möglich - Vorstellungsgespräche finden virtuell statt
Aus der Not eine Tugend machen, nennt man das wohl – oder anders gesagt: Bei den Barmherzigen Brüdern passt sich der Lernprozess nun an die Alltagswelt der Digital Natives an! Was vor allem zum Schutz der Auszubildenden initiiert wurde, hat sich hier bereits als zukunftsfähiges Lernkonzept bewährt und wird sicherlich auch nach der Pandemie bleiben. Das gilt auch für das digitalisierte Bewerbungsprocedere und die virtuellen Vorstellungsgespräche: Sie ermöglichen es, sich an der Berufsfachschule auch in Covid-19 Zeiten aktuell zu bewerben – und in einen Beruf einzusteigen, der nach der Krise ganz sicher nicht nur systemrelevant bleibt, sondern neue und interessante Zukunftsperspektiven bietet.