Auslandspraktikum in Irland

(29.01.2020)

Im Sommer 2019 ging es für vier Schülerinnen nach Irland in die Einrichtung für Menschen mit Behinderungen im Saint John of God North East Services. Die Ordenseinrichtungen stellten den Schülern für den Zeitraum des Aufenthaltes sowohl Arbeits- als auch Wohnmöglichkeiten zur Verfügung. Nun erzählen die Auszubildenden von ihren Eindrücken und Erfahrungen.

Am 5. August brachen wir vier Schülerinnen Emily, Anna-Lena, Lea und Pia, nach Irland auf, genauer gesagt zum naturnahen Ort Blackrock. Dort waren sowohl unsere Unterkunft als auch einige unserer Arbeitsstätten. Als wir damals am Flughafen ankamen, wurden wir von unserer Gastgeberin mit einer herzlichen Umarmung empfangen. Bei einem gemeinsamen Essen lernten wir uns besser kennen und konnten schon einige Informationen über die folgenden Arbeitstage einholen. Auch in unserer Unterkunft, zwei nagelneue und frisch renovierte Wohneinheiten am Grundstück unserer Gastgeberin, fühlten wir uns gleich willkommen.

Arbeitsumgebung und Organisation

Unsere Arbeit absolvierten wir in verschiedenen Wohnhäusern der Saint John of God North East Services, in denen es Menschen mit geistigem Handicap (Intellectual disabilities) ermöglicht wird, mit durchgehender Betreuung ein möglichst selbstständiges Leben in einem eigenen kleinen Haushalt zu führen. Bisher war ein Großteil der Bewohner (Residents) in einem zentralen Campus (St Mary’s Drumcar) wohnhaft, der mit den Einrichtungen in Reichenbach oder Straubing vergleichbar ist. Der Orden versucht jedoch, die Einrichtung nach und nach zu dezentralisieren und siedelt die Bewohner in Wohnhäuser in und rund um Blackrock um.

Ausbildungsauftrag und Sprachbarriere

Vier Wochen lang durften wir, verteilt auf vier Häuser, ein Teil des Alltages der dortigen Bewohner sein. Die Diagnosen der Bewohner reichten dabei vom Autismus-Spektrum, Trisomie 21 über Schizophrenie zu intellektuellen Behinderungen. Unsere Arbeit umfasste unter anderem die Morgenpflege, die Vorbereitung und Unterstützung beim Frühstück, die Vorbereitung für die Arbeitsstelle, das Erledigen von Einkäufen, Begleitung bei Arztbesuchen und Organisation des Haushalts. Nachdem die Bewohner von ihrer Arbeit wieder nach Hause kamen, unterstützten wir sie bei der restlichen Gestaltung ihres Tages. Im Fokus stand dabei immer die Beziehung zu jedem einzelnen Bewohner, denn diese aufzubauen war nicht selbstverständlich. Es brauchte einige Zeit, bis ein gewisses Maß an Grundvertrauen bestand. Ein anfängliches Hindernis war auch die sprachliche Barriere, denn der irische Akzent war teilweise schwer verständlich. Doch dank der überaus rücksichtsvollen und immerzu freundlichen Betreuer war dies nach einer Woche Eingewöhnung kein Problem mehr und unsere Sprachkenntnisse wurden immer besser. Gelegentlich war es sogar schwer, wieder deutsch zu sprechen.

Ein „meaningful day“ für die Bewohner

Grundsätzlich wird den Bewohnern der Wohnhäuser ein möglichst normaler und geregelter Tagesablauf gestaltet, damit sich ihr Leben nicht sonderlich von dem einer Person ohne Handicap unterscheidet. Der sogenannte „meaningful day“ – zu Deutsch: bedeutungsvoller Tag - beschreibt, dass jeder einzelne Resident trotz geistiger oder körperlicher Einschränkung jeden einzelnen Tag in seinem Leben als einen besonderen Tag erleben kann und soll. Um dies auch langfristig zu erreichen, wird jährlich eine übersichtliche Anzahl an individuellen Zielen zusammen mit dem Bewohner festgelegt, z.B. eine Bootsfahrt oder sogar einen Kurzurlaub in Disneyland.

Strukturen des Ordens in Irland

Um die Arbeit des Ordens auch in Irland kennen zu lernen, wurden wir durch eine Arbeitsstätte der Einrichtung, dem „Venegas“, geführt. Auch das Haupthaus durften wir oft besuchen und unter anderem die dortige Pflegedirektion und einen Spezialisten für den dementiellen und verhaltenspsychologischen Bereich treffen. Hier hatten wir unter anderem die Gelegenheit, uns gegenseitig auszutauschen (z.B. was machen wir anders, was finden wir in Irland pflegetechnisch gut) und wurden sogar nach Verbesserungsvorschlägen gefragt.

Auch Freizeit muss sein

Selbstverständlich wurde neben der Arbeit darauf geachtet, dass wir möglichst viel gemeinsame Freizeit genießen konnten. So unternahmen wir beispielsweise eine kleine Wanderung mit wunderschöner Aussicht, fuhren einen Tag mit dem Bus nach Dublin, lernten die Essenskultur bei einem ausgiebigen Frühstück mit Black Pudding und Bacon kennen lernen und durften die ruhige, gelassene, freundliche Art der Iren Tag für Tag miterleben.

Und dann hieß es „Good bye!“

Für uns Schülerinnen waren die vier Wochen in Irland eine unglaublich tolle Erfahrung. Wir haben jeden einzelnen Tag mit Bravour gemeistert und zutiefst genossen. Unsere Residents haben wir in diesem einen Monat sehr ins Herz geschlossen. Wir durften viel von ihnen und auch den Betreuern lernen und diese Erfahrungen mit nach Hause nehmen. Wir konnten Einblicke in das Gesundheits- und Pflegesystem in Irland gewinnen und über unser System in Deutschland erzählen. Die Zeit, die uns dort ermöglicht wurde, hat maßgeblich zur Bereicherung unserer bisherigen pflegerischen Kenntnisse beigetragen.

Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Beteiligten für diese Chance und hoffen, dass auch die Jahrgänge nach uns diese erhalten können. Wir persönlich blicken voller Freude auf diese tolle Zeit zurück und können es kaum erwarten, im nächsten Jahr privat die Häuser wieder zu besuchen.

Emily Glotz, Lea Heber, Anna-Lena Stierstorfer, Pia Trautner